Aktuelles

 
Zum Tag der Mütter

                                                          Wenn Stille greifbar wird…


    Sicher hat jeder von uns schon einmal eine Situation erlebt, in der die Zeit plötzlich langsamer vergeht. In der uns eine Erinnerung so machtvoll überfällt, dass Stille greifbar wird und allen Raum einnimmt. Mir ist es kürzlich so ergangen. Ich fand ein Foto meiner Mutter. Vergilbt und abgegriffen.

   Ich habe meine Mutter in Erinnerung als eine Frau, die nur für ihre Familie lebte. Sie hatte ihr eigenes Leben hintangestellt, um ihrer Familie das Leben so schön wie möglich zu machen. Heute erst begreife ich, welche Lebensentscheidung sie dadurch für sich getroffen hatte. Nicht ihr eigenes spirituelles Wachstum war vorrangig, sondern das der anderen. Deren Wohlergehen war ihr Lebensinhalt. Sie musste sich ihr Leben lang nach der Decke strecken, hatte gelernt, dass der Mann das Sagen hatte, und das alte Glaubensmuster ungefragt zu übernehmen sind. Weil man das schon immer so gemacht hat.

   Ich bin in eine Zeit hineingeboren worden, in der es Fernsehen erst im Erwachsenenalter gab und das Telefon einen Viertelanschluss mit Kurbel und Voranmeldung hatte. Doch ich konnte mein Leben nach meinen Vorstellungen leben, ohne dass deswegen die Familie zu kurz kam. Und ich durfte meine Gefühle ausdrücken, ohne dafür gemaßregelt zu werden.

   Ich hätte es meiner Mutter auch vergönnt, ein Leben führen zu dürfen, wie ich es in diesem Alter tun kann. Ich hätte ihr noch so gerne die Welt zu Füßen gelegt, die sie nur vom Hörensagen kannte. Ich wünschte, ich hätte ihr viel öfter gesagt, wie dankbar und stolz ich bin, sie zur Mutter zu haben.

   Ich wünschte, ich hätte ihr noch viel öfters gesagt, wie sehr ich sie liebe. Ich wünschte, ich könnte ihr noch sagen, wie unbegründet ihre Sorgen um meine Zukunft waren, und wie dankbar ich ihr bin: Dafür, dass sie mir Vorbild war für Mitgefühl, für Liebe, für Respekt und Akzeptanz allem und jeden gegenüber, ohne Ansehen der Person.

   In der Erkenntnis, die sich mir in diesem Moment der Stille auftat, habe ich erfahren, welche Größe das Mutter sein beinhaltet. Auch wenn man selber inzwischen Mutter, Großmutter und Urgroßmutter geworden ist. Auch wenn sich die Zeiten geändert haben und viele Mütter inzwischen berufstätig sind – sie sind es noch immer, die sich in erster Linie um die Kinder kümmern. Die morgens die Brote schmieren, abends die Gutenachtgeschichte vorlesen, die pflegen, ermutigen, antreiben, trösten.

   Vor allem dann, wenn man jedem seiner Kinder die Liebe und Zuwendung geben kann, die sie brauchen. Mütter können nicht anders. Mutter bleibt Mutter. Und Kind bleibt Kind. Da kann es noch so alt sein. Es ist eine ganz besondere Beziehung, keine, die immer gleich gut verläuft und ohne Streit auskommt. Aber eine – die hält. Ein Leben lang und darüber hinaus.

Denn Mütter leben für immer in den Herzen ihrer Kinder, und nicht nur in deren Erinnerung.
 


2020

        Wir reden nicht mehr miteinander…


   Eine der großen Gefahren unserer Gesellschaft ist die Sprachlosigkeit. Wir reden nicht mehr miteinander. Das passiert heutzutage auch in Familien immer öfters. Das persönliche Gespräch tritt immer mehr in den Hintergrund. Wir kommunizieren digital. Da sind wir immer erreichbar. Doch das ist Stress pur. Und was den Druck noch erhöht: Um uns herum erwecken alle den Anschein, mit den Herausforderungen dieser Zeit zurechtzukommen. 

   Wir müssen zugeben, dass sich im Laufe unseres Lebens unser Wesen verändert. Die Erfahrungen und Erlebnisse hinterlassen bei jedem Spuren. Erkenntlich nicht nur an unserem Äußeren, vor allem an unserer Seele. 

   Man kann im Leben viele Fehler begehen. Einige sind verzeihlich. Manche nicht. Manche verursachen einen Riss im Herzen und wiegen schwer. Doch eines hilft immer: Darüber reden! Nicht zumachen! Den Wert einer Aussprache schätzen und spüren, dass eine Umarmung mehr Kraft hat als jede E-Mail dieser Welt. Erst wenn wir uns einander öffnen, können wir den Zusammenhalt spüren. Diese Kraft mit all ihrer Empfindsamkeit.

   Wir wissen, dass es unsere Aufgabe ist, unseren Kindern ein gutes Vorbild zu sein. Und öfters mal Nein zu sagen, hat seine Berechtigung. Kinder sollen sich entfalten und nicht das Gefühl haben, geduldet zu sein. Wir sagen ihnen viel zu selten, wie wertvoll sie sind und wie lieb wir sie haben. Denn der wahre Wert einer Familie liegt nicht in der Beurteilung durch andere. Er liegt in dem schönen Gefühl, in seiner Einzigartigkeit anerkannt und geliebt zu werden. Und in dem Bewusstsein, dass beim Reden die Leute „zusammenkommen“.

   Wir schöpfen aus der Familie Kraft, Zuversicht, Stabilität. Das Gefühl von „Daheim sein.“ Nur dort entdecken wir, dass in Schwächen auch Stärken zu erkennen sind. Dass im Verlust ein Gewinn, im Problem eine Chance zu finden ist. Dass miteinander reden einen wie auf Flügeln über jedes Hindernis tragen kann. Das Leben kann so schnell eine dramatische Wendung nehmen. Es kann alles so schnell vorbei sein. Und dann ist es zum Reden zu spät. 

   Das Leben und die uns geschenkte Zeit liegen nicht in unserer Hand. Aber an uns liegt es, die gemeinsame Zeit nicht sprachlos sondern im Dialog zu verbringen. Das schenkt der Liebe, der Familie neue Kraft. Es ist nicht wichtig, dass es fehlerfrei gelingt. Es ist nur wichtig, dass es passiert!

Was ist das Kommende?

Das ist der Neuanfang von Mensch und Planet. Eine Neuausrichtung darauf, um anders zu denken, zu handeln, zu fühlen. Es ist eine totale Rückbesinnung auf die wahren Werte des Lebens. Eines Lebens das frei ist vom Mangeldenken, von Manipulation und vom Streben nach immer mehr: Nach noch mehr Anerkennung, noch mehr Macht, noch mehr Einfluss. Mangeldenken hat auch euer herrliches Selbst verniedlicht. Ihr habt es zugelassen, dass euer großartiges Sein von falschen Vorbildern, von unnötigen Ängsten und von geschürten Selbstzweifeln unterwandert wurde und immer noch wird. 
Neue Empfindungen, Erfahrungen und Ausdrücke kennzeichnen die Zeitenwende, in die ihr jetzt eingetreten seid. Das Bewusstsein, das sich jetzt immer mehr ausbreitet, ist nur für jene ein Rückschritt, die immer mehr haben wollen und nach immer höherem streben. Alle anderen Seelen wissen, dass dieser so genannte Rückschritt der Aufbruch in eine magische Zeit ist. Zwar werdet ihr auch weiterhin immer wieder Prüfungen zu bestehen haben, doch die meisten von euch wissen, dass Prüfungen stets Stufen zu neuen Erkenntnissen und Erfahrungen sind. 
Ein liebend Herz, Geduld und die Bereitschaft der göttlichen Führung zu vertrauen, sind die Empfehlungen, die wir euch für diese Zeit ans Herz legen. Geduld – dass sich die Dinge zum Guten wenden, auch wenn es nicht danach aussieht;
Ein liebend Herz zu haben, um den sichtbaren Schmerz anderer, und die Hilflosigkeit der Obrigkeit darin aufzunehmen in dem Wissen, dass Gottes Wege nicht immer mit dem rationalen Verstand erklärbar sind; 
Vertrauen in die göttliche Führung, die für jeden von euch das richtige vorsieht. Auch wenn dies nicht immer mit eurer Vorstellung von einer „ neuen“ Zukunft konform geht. 
Diese Zeit des Übergangs ist ein Lebens- und Lernfeld, in dem Glaube und Wissen wesentliche Bestandteile sind, um die magische Zeit, die im Kommen ist, einzuläuten. Es beginnt damit, dass ihr eure große Schöpferkraft anerkennt und auszudrücken beginnt. Wenn ihr wisst, dass alles, was ihr benötigt, jederzeit da ist, erschafft ihr aus der Energie der unendlichen Fülle. Ihr werdet dann wiederum nur Fülle hervorbringen, von allem, das ihr kreiert.  
Wenn ihr ein neues Bewusstsein erschaffen wollt, eine neue Wahrnehmung, müsst ihr von eurer innewohnenden Schöpferkraft überzeugt sein. Dann nämlich erkennst ihr, dass diese Energie „real“ und jederzeit für euch verfügbar ist. Das ist ein wunderbares Leben, geliebte Seelen, das ihr euch selbst in Zeiten großer Umbrüche, erschaffen könnt. Ein Sein im Frieden, in Freude und im Vertrauen. Denn ihr wisst und spürt, wie sehr ihr göttlich geführt seid. 
In der magischen Realität verwirklichen sich eure Wünsche, Gedanken, eure Worte und Ansichten in wesentlich schnelleren Zeiträumen, als euch dies bis jetzt möglich war. Ein wenig Zeit als Übergangsphase werdet ihr benötigen – gerade so lange – wie sich der Glaube an die unendlichen Möglichkeiten der magischen Realität, als unumstößliche Wahrheit in eurem Herz und in eurem Kopf verankern.
In dieser neuen Realität könnt ihr so viel mehr bewirken als alle positiven Weltverbesserungen, die ihr bisher praktiziert habt. Die Versuche und Erfahrungen auf diesem Weg brauchtet ihr, um das Wissen zu erlangen, das euch befähigt, nun in vollem Vertrauen schöpferisch tätig zu sein. 
Ihr werdet in dieser Energie auch viel mehr und öfter wie früher unsere Liebe spüren und unsere Führung erkennen. Dies alles wird sich von Mal zu Mal intensivieren. 
Frieden in euch zu erschaffen, hat oberste Priorität. Nur so kann sich Frieden verbreiten wie die Samen des Löwenzahns. Er wird bei euren Nachbarn „anklopfen“ und sie die wundervolle Energie der inneren Balance spüren lassen. Er wird sich in eurem Umfeld verbreiten, ohne dass ihr etwas sagen oder tun müsst. Er wird seine Wirkung tun, indem ihr ihn ausstrahlt, denn es ist der Frieden, der aus eurem liebenden Herzen heraus entstanden ist und der sich aufmacht zu neuen Ufern. Wenn ihr Frieden für die Welt möchtet, müsst ihr zuerst Frieden in euch schaffen. Nur so funktioniert das. 
Mögen viele Seelen dazu bereit sein. Damit sie auf diese Art eine neue Seinsweise, eine neue Wahrnehmung erschaffen und aus dem Bewusstsein von Angst aussteigen, in dem viele noch gefangen sind. 
Frieden in sich selbst beinhaltet alles, was der Mensch sich wünschen kann: Liebe, Freude, Fülle, Leidenschaft, Respekt, Mitgefühl und Akzeptanz; alle Gefühle und Emotionen die damit verbunden sind. Übt euch darin jeden Tag, beginnt die magische neue Energie zu fühlen, spürt eure Seele und antwortet ihr, indem ihr den innersten Herzensausdruck widerspiegelt. 
Willkommen in der magischen Realität, die im Kommen ist!

2019

Gedanken zur Weihnachtszeit

Dieser Text wurde in der Murtaler Zeitung veröffentlicht

Eine Weihnachtsgeschichte


Der goldene Stern


   Ein etwa 13 jähriger Junge saß allein auf einer Parkbank und hing seinen traurigen Gedanken nach. Niemand nahm Notiz von ihm. 
   Da setzte sich eine Frau zu ihm. Sie spürte seine Stimmung und fragte: „Warum bist du so traurig?”
Der Junge wollte eigentlich nicht sprechen, aber etwas an der Frau flößte ihm Vertrauen ein und er erzählte.
  „Ach, wissen Sie”, sagte er, „Ich habe keine Freude am Leben. Alle sind gegen mich. Alles läuft schief. Ich habe kein Glück und ich weiß nicht, wie es weitergehen soll.”
 „Was glaubst du, warum das so ist? ”
 „Warum wohl”, wiederholte der Bub aggressiv. „Die Eltern haben nie Zeit für mich, oft schreien sie mich an, wenn die Noten nicht gut sind und überhaupt ist das Leben ein Scheiß! Wenn es mich nicht mehr gäbe, würde es keinem auffallen. ”

   Die Frau schien von seinen Worten unberührt zu sein. Sie fragte:  „Nun ich denke, was dir fehlt sind nicht nur mangelnde Anerkennung, sondern auch die Bereitschaft umzudenken. Weißt du, Junge, Leben ist etwas, was man in Erwartung wählt. Ob deine Lehrer, Freunde und Eltern dich anerkennen, hängt nicht von guten Noten oder materiellen Zuwendungen ab – vielmehr von der Art, wie du dein Leben sehen willst. ”
 „Wie will ich es denn sehen?”
 „ Du willst in allem nur das Negative sehen, Junge. Das strahlst du auf deine Umgebung aus, und genau das kommt wieder zu dir zurück. Das nennt man das Gesetz der Anziehung. Du musst umdenken, Junge!“   

 „So, und wie soll ich das machen, können Sie mir das verraten?“

   Die Frau neben ihm lächelte. „Das ist einfach, Junge. Entscheide, dass du das Leben und die Menschen magst. Es ist eine Entscheidung, der du dich jeden Tag neu besinnen kannst. Denn du kannst wählen. Du kannst entscheiden, ob du dem Tag mit Freude und Zuversicht entgegensehen willst, oder ob alles düster und trostlos sein soll. ”
Der Junge schwieg und dachte über das Gehörte nach. Die Frau sah, wie es in ihm arbeitete und sie ließ ihm Zeit. 
 „Und wenn ich das mache, was ist dann?”

   Die Frau legte ihm die Hand auf die Schulter, die sich warm und sehr kraftvoll anfühlte. Sie sagte: „Dann wirst du überrascht sein, wie deine Umgebung reagieren wird. Du wirst Anerkennung bekommen und Liebe. Eben das, was du aussendest. Weißt du, Junge, das Leben, das vor dir liegt, ist dein eigenes Universum, das du entweder mit Liebe oder mit Angst füllen kannst. Es liegt allein an dir, ob darin deine schönen Momente und Erinnerungen oder dein Selbstmitleid gespeichert werden. Wenn du einmal alt bist, kannst du daraus das Glück und jenes Licht schöpfen, welches du entlang deines Lebensweges dort deponiert hast. ”

   Daraufhin drückte sie dem Jungen etwas in die Hand. Es dauerte eine Weile, ehe er bereit war, nachzusehen. Auf seiner Hand lag ein goldener Stern, worauf mit leuchtenden Buchstaben stand: 


„Suche nicht nach Licht. Leuchte selbst! ”

   Der Junge drehte sich zur Frau hin, um sich zu bedanken, doch der Platz an seiner Seite war leer - bis auf eine weiße Feder, die wohl ein Engel dort zurückgelassen hatte.

Engelsspuren in unserem Leben


Die besinnliche Zeit des Advents lädt uns ein innezuhalten, um uns eine kurze Dauer des Rückzugs aus dem Alltagsstress zu gönnen, und uns Zeit zu nehmen, für den Dialog mit der höheren Wahrheit unseres Seins. Nutzen wir die ruhige Zeit an der Schwelle zu einem neuen Jahr, um uns rückblickend mit den Geschehnissen zu versöhnen, die uns belastet oder gar verletzt haben. 

  Dabei dürfen wir mit dem Beistand unserer Engel rechnen, wenn wir in einer Art inneren Inventur Bilanz ziehen und unser Leben auf den Prüfstein stellen. Bei welchen Begebenheiten haben wir die Spuren göttlicher Liebe gefühlt und waren dankbar für das Wissen, dass sie um uns sind? Haben wir in stürmischen Zeiten genug Vertrauen in göttliche Führung gehabt oder waren die Zweifel größer? 

   Wir alle haben den Wunsch, ein glückliches Leben zu führen, doch oft sind wir es selbst, die im Streben nach Erfolg und Anerkennung übersehen, wie nahe wir ihm eigentlich schon sind. Wir suchen nach Liebe und Geborgenheit und vergessen im Alltagsstress, worum es eigentlich geht: Um die innere Herbergssuche!

   Wir schenken allem Aufmerksamkeit das um uns herum ist, doch wir vergessen auf das Kind in uns, das nach Liebe hungert. Das in den Arm genommen werden will, damit es wachsen und in Heilung gehen kann. Damit die Liebe übernehmen kann. 

   Die Spuren der Engel offenbaren sich uns durch fühlende Erkenntnisse, die sich in vielen Bereichen durch unser Leben ziehen. Engelskraft begleitet und beschützt uns vom Tag der Geburt bis zum letzten Atemzug. Vertrauen in göttliche Führung trägt uns durch stürmische Zeiten, lindert Krankheit und Schmerz, und lässt uns das ertragen, was das Schicksal für uns bereithält. Ängste, verursacht von weltweitem Aufruhr, von finanziellen Turbulenzen und von individuellen Flurschäden, belasten zusätzlich. Sie lassen uns befürchten, dass unser Leben mehr aus Rückschritten besteht, denn aus Vorwärtskommen.  

    Und doch geschieht in all dem Chaos um uns herum immer wieder etwas, was uns glauben und hoffen lässt. Es sind das die segensreichen Momente, die uns berühren und Impulse für Veränderung geben; die uns dabei helfen Altes abzuschließen und den Weg für Neues zu öffnen. Es sind das die Lichtspuren der Engel, denen der Same der Liebe zugrunde liegt. Es sind das die Augenblicke der Freude und der Glücksgefühle, mit denen unsere Seele uns aufzeigt, dass wir von etwas Höherem gehalten werden. 

                                    Nehmen wir diese Augenblicke wahr?

 Beginnen wir die heilige Führung der Engel zu spüren, uns selbst mehr wahrzunehmen, unsere Familie? Öffnen wir uns für die Menschen und Dinge, die uns am Herzen liegen?
 
 Wie oft genügt ein kurzer Augenblick, um unsere heile Welt in Schmerz zu stürzen. Seien wir uns der Zusammengehörigkeit bewusster. Denn in der Liebe zueinander, die nicht bewertet und manipuliert, finden sich viele magische Momente, die unser Leben bereichern. Die es zu etwas ganz Besonderem machen können, wenn wir es zulassen – nicht nur im Glanz der Weihnachtskerzen! Wenn wir nicht vergessen, dass jeder von uns in seinem tiefsten Sein jenen Gottesfunken beherbergt, der darauf drängt, zu einem strahlenden Leuchtfeuer zu werden. 

   Auch im Alltäglichen gibt es jene magischen Augenblicke, die etwas in uns ansprechen. Die uns für kurze Zeit glücklich sein lassen und uns Bilder ins Bewusstsein bringen, die uns ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Diese Magie des glücklichen Augenblicks sollten wir in jene Vorsätze einbinden, die wir für das neue Jahr haben. 

   Heißen wir die Engel willkommen, die bereit sind, Seite an Seite mit uns lichtvoll durch das neue Jahr zu gehen. Öffnen wir uns für ein Leben in Frieden, Mitgefühl und Akzeptanz und werden wir uns unserer Flügel, als auch unserer Wurzeln bewusster. Nehmen wir die Spuren der Engel in unserem Leben wahr, denn sie führen uns in die Gelassenheit und in die überragende Weisheit unseres Herzens.

      Mit gelebter Menschlichkeit als Vorbildwirkung können wir die Botschaft der Liebe aus unseren Wohnungen hinaus in die Welt tragen, denn der Geist der göttlichen Verbundenheit ist grenzenlos – nicht nur an Weihnachten!
   
Ich wünsche Ihnen ein friedliches Weihnachtsfest und ein von Engeln geführtes Jahr voller Freude für 2020

Heidrun Siebenhofer

Texte

die das Herz erwärmen


Liebe hinterlässt immer Spuren...
von Heidrun Siebenhofer

    Prof. Ingo Deutschmann war ein verschlossener, fast schon eigenbrötlerisch zu nennender Mann von neunundfünfzig Jahren. Seit seine Frau vor drei Jahren nach fast dreißigjähriger Ehe unerwartet verstorben war, fand er sich mit dem Leben nicht mehr zurecht. Ihm fehlte ihre liebevolle Fürsorge, die unaufdringlich stille Art, ihm sein Leben so angenehm wie möglich zu machen. 
   Dabei hatte nichts darauf hingedeutet, dass seine Hilde an einem Herzleiden laborierte. Oder hatte sie doch gespürt, dass etwas damit nicht in Ordnung war und es ihm verschwiegen? Ingo Deutschmann würde auf diese Frage keine Antwort mehr bekommen. 
Freunde und Bekannte boten ihm nach Hildes Tod ihre Hilfe an, doch in seinem Schmerz lehnte er alle Angebote fast unhöflich grob ab. Eine Aura von Verschlossenheit und Distanz umgab ihn seither wie eine weithin sichtbare Mauer. Mit der Zeit nahm niemand mehr Anteil an seinem Leben. 

   Ingo Deutschmanns Lebensrhythmus blieb gleichbleibend monoton. Aufstehen, anziehen, Frühstücken, mit der Straßenbahn zur Arbeit fahren und bis siebzehn Uhr in seinem Büro arbeiten. Im Anschluss daran der Gang zum Friedhof, um an Hildes Grab stumme Zwiesprache mit ihr zu halten. Dort erzählte er ihr von seinem Tagesablauf und was es Neues gab, das er aus der Zeitung erfahren hatte. Nie kam ein Wort der Klage über seine Lippen, nie ein Vorwurf, warum sie und nicht er. Mit jedem Mal fühlte er sich wieder gestärkt, wenn er sich auf den Heimweg machte. So, als ob ihre weiche Energie um ihn sei und ihn nachhause begleiten würde.

   Der Tag vor Allerheiligen begann für Prof. Deutschmann wie alle anderen Tage zuvor, seit er allein lebte. Wie jeden Tag war er ins Büro gefahren und hatte um siebzehn Uhr seinen Schreibtisch aufgeräumt. Die Unterlagen wurden wieder alphabetisch geordnet und in der Schreibtischlade angelegt. Er verstaute wie üblich die mitgebrachte Thermoskanne mit dem Rest Schwarztee in seine Aktentasche und machte sich auf den Weg zum Friedhof.

  „Morgen ist Allerheiligen, Hildchen“, sagte Ingo Deutschmann. Mit klammen Fingern befreite er die Laterne vom Schnee und zündete etwas umständlich das Grablicht an. Dann stellte er das mit einer großen Kerze geschmückte Blumengesteck pedantisch in die Mitte und zündete die Kerze an.
   „ Ich mag gar nicht nach Hause gehen, meine Liebe, es ist so leer in der Wohnung, seit du nicht mehr da bist. Ich darf gar nicht daran denken, was für ein Tag morgen ist...”

    Fest zog er den Schal um seinen Hals. Niemand sollte sehen, wie viel Mühe es ihn kostete, seine Gefühle nicht zur Schau zu stellen. „Heute werde ich mich mit meinem neuen Buch über Schachvariationen beschäftigen, Hildchen. Ich habe es gerade in der Buchhandlung gekauft.“ Fast verschämt fügte er beim Weggehen hinzu: „Unsere wunderbaren Schachabende gehen mir so ab, meine Liebe.“ 
   Als er wieder ging, sah man seinen hängenden Schultern die Last an, die das Leben ihm durch diesen Verlust aufgebürdet hatte. Er stieg ohne Erwartung in die Straßenbahn, nicht ahnend, dass eine schicksalhafte Begegnung seine lang verstummte Seele leise zum Klingen bringen würde.

   Beim Hinsetzen öffnete sich auf unerklärliche Weise der Verschluss seiner Aktentasche, das Buch fiel heraus und einem anderen Fahrgast direkt vor die Füße. Dieser bückte sich, hob es auf und wollte es schon mit einer kurzen Bemerkung an ihn zurückgeben, als er den Titel las. 
  „Oh“, rief er erstaunt. „Das Buch kenne ich ja noch gar nicht. Und ich besitze umfangreiche Publikationen über alles, was mit Schach zusammenhängt.“
   Prof. Deutschmann, dem die Sache mehr als peinlich war, antwortete in seiner üblichen Art kurzangebunden: „Ich habe es selbst gerade erst gekauft.“
„Sie spielen wohl leidenschaftlich Schach. Weshalb sollten Sie auch sonst...?“
  „Ja!“
Der Fahrgast ließ sich von seiner distanzierten Art nicht abschrecken und fragte interessiert: „Spielen Sie in einem Klub?“
  „Nein!“ Dann, als ob ihn seine schroffe Art erst jetzt zu Bewusstsein kommen würde, fügte er freundlicher hinzu: „Ich habe früher immer mit meiner Frau Schach gespielt. Aber seit sie tot ist...“
„Das tut mir Leid!“ meinte der andere, drehte sich vollends zu Ingo Deutschmann, um ihm direkt in die Augen sehen zu können, und streckte ihm freundlich die Hand entgegen: „Gestatten Sie, Hofbauer mein Name. Horst Hofbauer.“
   Ingo Deutschmann reichte ihm ebenfalls die Hand und murmelte mechanisch: „Angenehm, Deutschmann.“
   Hofbauer schien die kurz angebundene Art seines Sitznachbarn nicht zur Kenntnis zu nehmen. Im Gegensatz zum Professor, schien ihn eine Aura der Freundlichkeit zu umgeben. Deutschmann wusste nicht wie ihm geschah, als er sich „ja“ sagen hörte. Hatte Hofbauer ihn gerade gefragt, ob sie zusammen Schach spielen könnten oder spielte ihm sein Unterbewusstsein einen Streich? Nein! Er hatte doch tatsächlich gerade zugestimmt, mit einem völlig Fremden Schach zu spielen. 

   Während Hofbauer seiner großen Freude darüber Ausdruck gab, da sein langjähriger Spielpartner mit seiner Frau in wärmere Gefilde gezogen war, betrachtete Deutschmann ihn unauffällig. Hofbauer war ungefähr in seinem Alter und machte einen gepflegten und offenen Eindruck. Die Augen hinter seiner randlosen Brille schauten erwartungsvoll sein Gegenüber an. Deutschmann schrak auf. „Entschuldigen Sie, ich habe nicht zugehört. Was sagten Sie gerade?“
  „Ich habe mich mit Ewald, meinem früheren Partner, jeden zweiten Tag um achtzehn Uhr im Cafe Engel getroffen. Dort haben wir meistens bis einundzwanzig Uhr gespielt und ein bisschen philosophiert, ehe wir wieder nach Hause gegangen sind. Würde Ihnen das auch passen, oder schlagen Sie etwas anders vor?“
   Deutschmann nickte. „Das passt vorzüglich. Ich freue mich darauf.“  
   Wie gute alte Bekannte verabschiedeten sie sich, als Hofbauer zwei Stationen vor ihm die Straßenbahn verließ. Deutschmann grübelte den ganzen Heimweg über das Erlebte nach, auch noch, als er schon zu Bett ging. Er nahm Hildes Bild in seine Hände und schaute mit brennenden Augen darauf. Eine Welle plötzlicher Erkenntnis durchzog seinen Körper, berührte mit feiner Wärme sein Herz und ließ seine Vermutung zur Wahrheit werden. 
  „Das Buch... der Verschluss...Hildchen, das war dein Werk, habe ich Recht? Danke, dass du immer noch auf mich aufpasst. Konntest meinem Elend wohl nicht länger zuschauen?“